Erhalt eines Baudenkmals - Klosterburg Kastl – Sanierung und Umbau zur Polizeihochschule
Quelle: Bayerische Staatszeitung
Die Klosterburg Kastl stand zehn Jahre lang leer. Ab 2017 wurde die landschaftsprägende und geschichtlich bedeutende Klosterburg unter der Leitung des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach denkmalgerecht saniert und für den Fachbereich Polizei der Hochschule für den öffentlichen Dienst umgebaut. In zwei Bauabschnitten wurden hier für rund 60 Millionen Euro in nur sechs Jahren Planungs- und Bauzeit 120 Unterkunftsplätze, eine Mensa sowie eine Cafeteria, der Verwaltungsbereich, eine Bibliothek, ein Mehrzwecksaal und moderne Lehrsäle geschaffen.
Die über mehrere Jahrhunderte immer wieder veränderte, inhomogene Bausubstanz sowie Schadstoffbelastungen, Bauschäden und archäologische Funde stellten Planer und Baufirmen dabei vor große Herausforderungen. Am 27. Mai 2023 konnte – verbunden mit einem Tag der offenen Tür – die feierliche Einweihung durch Finanzminister Albert Füracker und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) stattfinden.
Im Osten befindet sich der gotische Torturm.
Seit mehr als 900 Jahren erheben sich die Klostergebäude mit der romanischen Basilika St. Peter auf einem spornartig vorspringenden Felsrücken
oberhalb der Marktgemeinde Kastl und des Tals der Lauterach. Um 1100 haben die hochadeligen Erben einer Burg, die vermutlich seit karolingischer Zeit an dieser strategisch günstigen Stelle stand,
hier die erste Benediktinerabtei des bayerischen Nordgaus gestiftet. Nach einer Blütezeit im 14. und 15. Jahrhundert wurde das Kloster 1563 infolge der Reformation aufgelöst. Im Zuge der
Rekatholisierung der Oberpfalz in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Gebäude und Besitztümer dem Amberger Jesuitenkolleg übergeben. In staatliches Eigentum kamen die Klosterbauten
1808 durch die Säkularisierung. Sie dienten seither unterschiedlichen Nutzern.
Von 1956 bis 2006 stellte der Freistaat Bayern seine Klosterburg dem Ungarischen Gymnasium zur Verfügung.
2016 konnte, nach der Schließung des Gymnasiums, mit dem dritten Studienort des Fachbereichs Polizei, neben Fürstenfeldbruck und Sulzbach-Rosenberg, wieder eine sinnvolle Nutzung für den Gebäudekomplex gefunden werden. Die Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern gehört zum Geschäftsbereich des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat. Im Fachbereich Polizei werden im Diplomstudiengang die künftigen Führungskräfte zu Kommissarinnen und Kommissaren ausgebildet. Die von Mauern und Zwingern umgebene Klosteranlage wird durch den gotischen Torturm im Osten betreten. Vor dem Klostergeviert mit der ehemaligen Klosterkirche liegt der Wirtschaftshof mit dem aus den 1980er-Jahren stammenden, nun ebenfalls sanierten Lehrsaalgebäude und dem alten romanischen Torturm.
Im rückwärtigen Teil der Klosteranlage liegt das heutige Unterkunftsgebäude der Hochschule. Dieses Bauwerk wurde im 12. Jahrhundert als Lagergebäude
errichtet. Es diente ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Amtsgerichtsgefängnis und bis in die 1960er-Jahre als Landpolizeistation. Danach wurde das Gebäude um ein Geschoss aufgestockt
und als Mädcheninternat des Ungarischen Gymnasiums ausgebaut.
Nach einer Teilentkernung und dem Umbau konnte es nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit bereits im Februar 2020 von Finanzminister Füracker und
Innenminister Herrmann eingeweiht werden. Seitdem wohnen hier 60 Studentinnen und Studenten der Hochschule.
Das dreiflügelige, den Kreuzhof umfassende Hauptgebäude schließt sich an die Chorfassade der ehemaligen Klosterkirche an. Im Erdgeschoss des Südflügels prägen restaurierte Kreuzgratgewölbe und Stuckdecken die Büroräume der Hochschulverwaltung. Am westlichen Ende dieses Gebäudeteils ist ein baugeschichtlich wertvoller Raum, ein bauliches Rudiment einer frühgotischen Kapelle, erhalten geblieben. Im ersten Obergeschoss hat die Verwaltung im Erkersaal mit seiner historischen Bohlen-Balken-Decke ihren repräsentativen Besprechungsraum. Das erste und zweite Obergeschoss sowie das Dachgeschoss wurden zudem zu weiteren 60 Unterkünften mit modernen Einbaumöbeln und innenliegenden Sanitärzellen ausgebaut. Durch die sehr unterschiedlichen Bestandsdecken und Raumzuschnitte waren von den Planern besondere Herausforderungen zu meistern. Der mehrgeschossige, historische Dachstuhl des ehemaligen Getreidespeichers bleibt ungenutzt, er musste aus statischen Gründen aber aufwendig saniert werden.
In fußläufiger Entfernung zur Klosterburg ist ein Parkplatz mit 140 Stellplätzen und fünf Elektroladestationen entstanden. Das benachbarte, privatwirtschaftliche Hackschnitzelheizwerk versorgt die Hochschule mit regenerativer Fernwärme.
Aufzüge eingebaut und Zugänge neu geschaffen.
Ein Großteil der Hochschule ist trotz der historischen Bausubstanz nach dem Umbau barrierefrei zugänglich. Hierzu wurden, unter größtmöglicher
Schonung der denkmalgeschützten Bausubstanz, Aufzüge eingebaut und Zugänge neu geschaffen. Die denkmalwürdige, zeittypisch gewendelte Treppenanlage aus den 1950er-Jahren im Bereich des
Haupteingangs konnte erhalten werden. Die Erschließung des Nordflügels, in dem Lehrsäle, die Mensa und ein Mehrzwecksaal untergebracht sind, musste vom Wirtschaftshof aus über ein Foyer neu
geschaffen werden. Eine neue Treppe und ein Aufzug führen vom Foyer ins Obergeschoss zu den neuen Lehrsälen im Nordflügel. In der Mittagspause gelangen die Studierenden und Lehrkräfte über diese
Treppe auch ins Erdgeschoss zur Essensausgabe der neuen Küche. Gegessen wird – wie in früheren Zeiten bei den Mönchen – im sich anschließenden Refektorium, dem mit gotischen Kreuzrippen
überwölbten Speisesaal.
Auch von den Büros der Hochschulverwaltung und den Unterkünften im Südflügel gelangt man – vorbei an der neuen Bibliothek – durch einen als
Cafeteria genutzten Gewölberaum ins Refektorium. Bei den Arbeiten im Untergeschoss des Nordflügels stieß man auf mittelalterliche Mauerreste. Zeitgleich mit der Unterfangung der Fundamente wurden
von der Abteilung Bodendenkmalpflege des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege und einer archäologischen Grabungsfirma die Funde dokumentiert. Die Mauerreste wurden in die Wände des neuen,
barrierefrei erreichbaren Foyers eingebunden und somit sichtbar erhalten. Von dort aus ist der ehemalige Kapitelsaal, ein Versammlungsraum der Mönche, zugänglich. Vormals für das Ungarische
Gymnasium zu einer Turnhalle erweitert, wurde er nun für die Hochschule zu einem modern ausgestatteten Mehrzwecksaal ausgebaut.
Die Entscheidung des Freistaats, auf einen Neubau zu verzichten und dafür die Polizeihochschule in der leerstehenden Klosterburg Kastl
unterzubringen, trägt zur Schonung von Ressourcen und zur Wiederbelebung eines brach liegenden Baudenkmals bei. Der Leistung und dem Zusammenwirken aller am Bau Beteiligten ist es zu verdanken,
dass hier ein Stück Geschichte für künftige Generationen gesichert werden konnte.
Christian Kopf
Seit mehr als 900 Jahren erheben sich die Klostergebäude mit der romanischen Basilika St. Peter auf einem spornartig vorspringenden Felsrücken.
Quelle: Bayerische Staatszeitung, Foto: Bayerische Polizei/HföD Projektgruppe Kastl (Drohne)